Gut Haarbecke: Soundsystem-Festival hat Deutschlandpremiere
(Foto: SoundSystemKultur Ruhr-Revier)
Von Laura Ruthmann, Lokaldirekt
Drei Floors, große Soundsysteme, Reggae – insgesamt eine kulturgeschichtliche Reise in die Vergangenheit Jamaikas: So kündigt Kevin Krause des Veranstalter-Vereins „SoundSystemKultur Ruhr-Revier“ das „Jabba Dubba Doo-Soundsystemfestival“ auf Gut Haarbecke an.
Es ist nicht ein beliebiges Festival, sondern das erste Festival der Soundsystemkultur dieser Größe in Deutschland, sagt Krause im Gespräch mit LokalDirekt. Die Veranstaltung findet vom 18. bis 20. Mai auf Gut Haarbecke statt – inklusive Camping-Möglichkeit.
„Von Ska, Roots, Dancehall, Dub, Steppas und alles danach und dazwischen“, wird auf den drei Floors gespielt, heißt es in der Ankündigung. Zehn lokale und befreundete Crews wollen demnach ihre selbstgebauten Boxenwände zum Glühen bringen. Gäste sind unter anderem Armin von Conquering Sound, Red Stack Soundsystem und Crucial Vibes.
Spaltungen überwinden: Soundsysteme in Jamaika, England und Deutschland
Die zwei Grundrhythmen des Reggae machen seit den 1950er- und 1960er-Jahren die Stilrichtung aus, die ihre Wurzeln in Jamaika hat. „Die Kolonialherrschaft hat tiefe Spuren in der Gesellschaft hinterlassen. Ein Riss ging durch ihre Mitte und teilte die Menschen in ‚Uptown‘ und ‚Downtown‘, also in zwei Klassen“, beschreibt Krause den Ursprung der Soundsystem-Kultur auf dem karibischen Inselstaat. „Im Radio wurde nichts mehr gespielt, was irgendwie noch mit jamaikanischer Musik zu tun gehabt hätte. Es hat sich in den ‚Downtown‘-Bereichen eine Bewegung aus Radio- und Fernsehtechnikern gebildet, die in den Armenbezirken aus Lautsprechern und Boxen eine neue Kultur begründet haben“, zeigt sich Krause nach wie vor beeindruckt.
Eine Untergrundbewegung sei entstanden. Gastarbeiter der sogenannten ‚Windrush-Generation‘ brachten die Bewegung nach Großbritannien. „Auch hier fanden sie eine Spaltung der Gesellschaft vor: In schwarz und weiß. Und wieder konnte die Soundsystemkultur fruchten, denn schwarzen Menschen war beispielsweise der Clubbesuch verboten.“
In Deutschland gibt es seit über 20 Jahren eine aktive Soundsystem-Bewegung, so Krause. „Sie bündelt sich im Ruhrgebiet. Seit dem industriellen Zeitalter gibt es auch hier verschiedene Ballungszentren und unsere Kultur kann ein Bindeglied zwischen den verschiedenen Menschen sein. Unser Verein bietet eine Infrastruktur für die deutschlandweite Soundsysteme-Kultur“, erklärt Krause. „Wir möchten mit unseren Veranstaltungen die Werte, die Kulturgeschichte und den Hintergrund des Ganzen vermitteln“, betont er.
Über einen Kontakt auf dem Elektrofestival „Katzensprung“ kommt das Festival, das sich über Crowdfunding finanzierte, nun nach Kierspe. Für Kinder wird es einen Playground mit Betreuung und erlebnispädagogischen Angeboten geben mit Unterstützung des „action & fun clubs Lünen“, verrät Krause. Zwei der Haupt-Areale werden draußen sein und einer in der Scheune. „Ab 22 Uhr werden wir jeweils nur in der Scheune feiern, um die Anwohner nicht zu stören.“
Mehr Informationen zum Festival finden Sie hier.